Maggy - der Empfänger der Titanic

Von Frittern und Kristalldetektoren

Bevor wir uns dem Magnetischen Detektor zuwenden, ist ein kurzer Ausflug in die Geschichte der Empfangstechnik sicher hilfreich. Das Bild unten zeigt eine ungefähre zeitliche Abfolge der Entwicklung.

Empfangsprizipien und ihre Zeit
Empfangsprizipien und ihre Zeit

Zu den einzelnen Zeitlinien muss man sich immer einen Zeitraum davor denken, in der von der ersten, oft zufälligen, Entdeckung bis zum "Durchbruch" nicht sehr viel passiert ist. Danach gibt es immer ein träges Austrudeln von alten Prinzipien bei inzwischen etabliertem Neuen.
Vieles läuft auch später in einem bestimmten Verhältnis noch parallel nebeneinander her. Trotz des Siegs der Halbleiter haben ja Röhren in unseren Tagen durchaus noch vereinzelt ihre Daseinsberechtigung.

Vor der Maggy- Ära gab es die Kohärer, auch Fritter genannt. Mit denen begann gewissermaßen der Empfang über größere Entfernungen. Fritter waren kleine Glasröhrchen in denen sich ein Metallpulvergemisch befand, das durch die Einwirkung elektromagnetischer Wellen seinen Widerstand änderte.

Fritter
Fritter bzw. Kohärer

Diese Widerstandsänderung konnte dann durch Telegrafenrelais oder später mittels Kopfhörer ausgewertet werden. [7] Unten sieht man die von Markoni 1896 bei seinen Versuchen am Bristol- Kanal verwendete Schaltung, die durch Einfachheit verblüfft. [3]

Schaltung Marconi-Fritter 1896
Schaltung Marconi-Fritter 1896

Jeden Tag wurde versucht, die Empfangseigenschaften zu verbessern. Spezielle Eigenschaften von Quecksilber, Nickel, Silber oder auch elektrolytische Effekte wurden ausgenutzt. Die geringe Empfindlichkeit und mangelnde Zuverlässigkeit ließ sich jedoch nicht beseitigen.

Daß Marconi 1897 mittels Kohärer Funksignale empfing, die aus 5 km Entfernung über den Bristolkanal geschickt wurden, kann man sich noch gut vorstellen.
Dass die Funksignale, die im Dezember 1901 versuchsweise den Atlantik überbrücken sollten, in 3500km Entfernung, auch mittels Kohärern von Marconi erfolgreich empfangen wurden, grenzt an ein Wunder, wenn man an die schwachen Signale denkt, die man heute mit modernster Technik aus vergleichbarer Entfernung empfängt.
Ein Geheimnis des Erfolgs war die Anwendung von speziellen Kohärern, an die sich Telefonhörer anschließen ließen. Der sogenannte "Hörempfang" ermöglichte, im Gegensatz zum Einsatz von Morseschreibern, auch den Empfang sehr schwacher Signale.[8] Es dauerte allerdings einige Zeit bis sich diese "Betriebsart" durchsetzte.