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August von Parsevals Einfluß auf die Entwicklung der Luftfahrt in Preußen

Autor: Dr. Jürgen Seifert | März 2010

Die Jugend

August von Parseval wurde am 05. Februar 1861 in Frankenthal in der Rheinpfalz geboren und erhielt entsprechend der Familientradition von 1873 bis 1878 seine Erziehung im Königlich Bayerischen Pagenkorps München, einem nach dem Muster der preußischen Kadettenkorps militärisch ausgerichteten Bildungs- und Erziehungsinstitut.
Das damalige Abschlußzeugnis hatte folgenden Wortlaut:
"Die Königlich Bayerische Pagerie erteilt hiermit dem bisherigen Edelknaben August von Parseval bei seinem Austritte aus der Anstalt das Zeugnis, daß er fünf Jahre in derselben zugebracht, während dieser Zeit die vierte Lateinklasse (älterer Ordnung) und die vier Gymnasial Classen besucht und das Gymnasial Schulzeugnis erworben hat.

Seine Fortschritte an der öffentlichen Studienanstalt, sowie bei den im Institute selbst gelehrten lebenden Sprachen und den Kunstfächera waren nicht so bedeutend, als bei seinen vorzüglichen Fähigkeiten zu erwarten gewesen wäre.
Eine gewisse Abneigung gegen anhaltend ernste Beschäftigung und eine hochgradige Zerstreutheit, die seinen Geist fortwährend auf fremde Bahnen fuhrt, trägt die Schuld an diesen wenig erfreulichen Ergebnissen.
Auch seine äußere Erscheinung und Haltung wurde durch seine gewurzelte Unordnung und Gedankenlosigkeit wesentlich beeinträchtigt.
Bei seinen Dienstleistungen als Edelknabe am Königlichen Hofe zeigte er zwar den nöthigen Eifer, doch stand ihm auch hierbei der Hang zur Träumerei und Zerstreutheit einiger Maßen hindernd im Wege.

Die Königliche Pagerie sieht deshalb diesen Zögling nicht ohne bange Sorge in einen Stand eintreten, in welchem ernstes Pflichtgefühl, stete Selbstbeherrschung, Sinn für Ordnung und stramme Schulung des Geistes wie des Körpers so wesentliche Erfordernisse sind.
August von Parseval wird deßhalb die volle Energie seines Willens in die Schranken rufen und mit fester Ausdauer bemüht sein müssen, jene verhängnißvollen Anlagen zu bekämpfen, seine Studien mit Sammlung und Gründlichkeit zu betreiben, den Hang zur Unordnung zu überwinden, unter Ablegung seines exzentrischen Wesens in normale Bahnen einzulenken und sich an ein geregeltes Thun und Lassen zu gewöhnen.
Dem ernsten Bestreben wird jedoch der Erfolg nicht fehlen: es werden dann auch seine mannigfachen guten Eigenschaften namentlich seine ehrenhafte Gesinnung und sein gutmüthiger Charakter, die verdiente Anerkennung finden, und er kann sich auf diesem Wege zu einem tüchtigen Mann entwickeln, welcher für Thron und Vaterland ersprießliche Dienste zu leisten vermag.

München, den 7,ten August 1878

Königliche Pagerie

A. Frhr. v. Lerchenfeld
Oberst u. Pagen-Hofmeister"

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